Autorin: Annemarie Golser, Redaktion terzMagazin

Normalerweise ist es die Natur, die Stimmungen erzeugt. Ein phantasieanregendes Wolkengebilde, ein atemberaubender Sonnenuntergang, eine perfekte Rose am Wegrand. Berührt werden kann man aber auch innerhalb von Häuserfronten. Mit Ausnahme einer lästigen Fliege bin ich an diesem Sonntagmittag das einzige Lebewesen. An Wochentagen herrscht hier in diesem kleinen Einkaufszentrum ein emsiges Kommen und Gehen. So nehme ich mir Zeit, die Anschläge bei den Geschäften zu studieren. Die Blumen beim Grossverteiler werden videoüberwacht, Das Tea-Room lockt mit Menüs für die kommende Woche. Die Nähstübli-Besitzerin ist in den Ferien, beim Ärztezentrum wird auch reduziert gearbeitet, aber eine Notfallnummer wirkt beruhigend. Der Zahnarzt verwehrt durch Storen den Einblick zu den ungeliebten Apparaturen. Die Stille ist wohltuend. Kein Kindergeschrei. Keine winselnden Hunde, die vor den Geschäften auf ihre Besitzer warten. Leer auch die Balkone, obschon gepflegte Geranien verraten, dass hier auch gewohnt wird. Was wie immer funktioniert, ist die elektronische Uhr bei der Drogerie. So sorgt ausgerechnet die moderne Technik für ein vertrautes Gefühl.