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Die geistige Mobilität bewahren

Interview: Hans-Rudolf Däniker, Präsident der Seniorenakademie Berlingen | Foto: Seniorenakademie Berlingen

Als Begegnungsstätte spricht die von Silvia und René Künzli 1993 gegründete erste Seniorenakademie der Schweiz ein im Herzen jung gebliebenes Publikum an. Im Interview schildert Frank Spiegel, warum er regelmässig an den Vorträgen teilnimmt.

Die Kaffeepause bietet Gelegenheit, Menschen zu begegnen und einander kennen zu lernen.

Die Kaffeepause bietet Gelegenheit, Menschen zu begegnen und einander kennen zu lernen.

Herr Spiegel, Sie sind ein treuer Gast der Veranstaltungen der Seniorenakademie Berlingen.
Frank Spiegel:
Meine inzwischen verstorbene Frau und ich haben von Anfang an die Arbeit dieser gemeinnützigen Stiftung mit Enthusiasmus verfolgt und nach Möglichkeit an den Zyklen teilgenommen.

Können Sie uns Ihre Beweggründe erklären?
Ganz wichtig sind Überlegungen zur Gesundheit. Der Alterungsprozess wird ja wesentlich durch ständige körperliche und geistige Tätigkeit im positiven Sinne beeinflusst. Das neugierige Zuhören und die anschliessende Beschäftigung mit den anspruchsvollen Themen der Seniorenakademie helfen mir, einer gewissen altersbedingten Trägheit entgegen zu wirken, und die geistige Flexibilität nach Möglichkeit zu bewahren.

Sie meinen, wenn der Verstand nicht benutzt wird, verliert er seine Denkfähigkeit?
Ja, aber die Vorträge in der Seniorenakademie regen nicht nur das Denken an, sondern tragen auch zur Weiterbildung bei. Der ehrenamtliche Vorstand der Akademie ist bestrebt,
Themen zu präsentieren, die den offenen Fragen und Wünschen der Kursteilnehmer entsprechen. Stiftungsrat Dr. phil. Hans Munz hat diese Absicht vortrefflich wie folgt formuliert: „Wenn dann in den späteren Jahren der Arbeitsdruck nachlässt, die Kinder ausgeflogen sind, wenn wir aus dem Erwerbsleben ausscheiden, findet sich wiederum mehr Zeit für Bildung im umfassenden Sinn. Eine Bildung, die nicht den unmittelbaren praktischen Nutzen sucht, sondern dem Menschen hilft, den Horizont auszuweiten, das Wissen zu vertiefen, vielleicht auch neue eigene Möglichkeiten zu entdecken, die anregen und ermutigen zu eigenem Tun und Denken.“ Ich bin der Ansicht, dass der Stiftungsrat und die Kursleiter diese anspruchsvolle Zielsetzung erfolgreich verfolgen.

Wie weit spielt es eine Rolle, dass in Berlingen keine Einzelvorträge angeboten, sondern dass ausgewählte Themenkreise durch mehrere Referate beleuchtet werden?
Das ist in der Tat bedeutsam, denn mit einem einzelnen Vortrag kann ein anspruchsvolles Thema nie so behandelt werden, wie mit den vier Vorträgen, aus denen ein Zyklus besteht. Aber Berlingen bietet noch mehr. Natürlich steht jeweils ein Vortrag von ca. 1 Stunde Dauer im Zentrum. Die einzelnen, meistens an Mittwoch-Nachmittagen stattfindenden Kurse bieten zusätzlich mit einer Pause die Chancen zu menschlichen Kontakten verschiedener Art. Nachher folgt eine Diskussionsstunde, die den Gastrednern und den Kursteilnehmern gelegentlich noch mehr bedeutet als das vorangegangene Referat. Diese Diskussionsrunden sind meistens sehr lebhaft und herausfordernd, weil die Zuhörerschaft lebenslange Erfahrungen aus den verschiedensten Gebieten einbringt. Viele unserer Referenten sind von den Fragen und Kommentaren unserer Zuhörer überrascht, äussern sich aber anschliessend sehr positiv über die ganz spezielle Atmosphäre in Berlingen.

Sie haben die Pause erwähnt. Ist sie wichtig?
Zwischen Vortrag und Diskussion liegt die Kaffeepause. Gewiss nicht alleine wegen des Kaffees, Tees oder des Gebäcks ist sie bedeutsam, sondern wegen der Möglichkeit, menschliche Kontakte aufzunehmen und zu pflegen. Wie oft erleben wir doch, dass leider das Älterwerden mit Einsamkeit verknüpft ist. Die Folge davon ist, dass man dazu neigt, sich in seine eigenen vier Wände zurückzuziehen. Hierzu bieten die gemeinsamen Interessen der Berlinger Begegnungsstätte die willkommene Gelegenheit, Menschen zu begegnen und einander kennen zu lernen – eine willkommene Bereicherung für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Berlingen am Bodensee ist zudem ein sehr malerischer Ort, sicher gehört das irgendwie auch dazu.
Die Betrachtung der lieblichen Unterseelandschaft weckt in meiner Frau und mir schon seit jeher echte Gefühle der Heimatliebe. Unabhängig von der sich stets verändernden Jahreszeit und Wetterlage empfinden wir die Fahrt nach Berlingen als eindrücklichen, schönen Kursauftakt und die Heimfahrt als Ausklang eines bereichernden Nachmittages.

Zur Person
Dipl. Ing. Frank Spiegel war bis vor kurzem Präsident des Verwaltungsrats des gleichnamigen Unternehmens für Blechbearbeitung in Kreuzlingen und ist Besucher der Seniorenakademie Berlingen seit der Gründung im Jahr 1993.
„Ein im Herzen jung gebliebenes Publikum“
„Die Seniorenakademie Berlingen ist eigentlich eine Begegnungsstätte, die sich primär an Seniorinnen und Senioren wendet. Aber wir ziehen ein im Herzen jung gebliebenes Publikum an, das immer noch Neues entdecken will. Frank Spiegel spricht im Interview stellvertretend für die langjährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Viele davon besuchen unsere Veranstaltungen seit der Gründung im Jahr 1993. Für den Vorstand aber ergibt sich daraus eine grosse Verpflichtung, den hohen Erwartungen unserer Gäste gerecht zu werden.“
Hans-Rudolf Däniker, Präsident der Seniorenakademie Berlingen
Programm der Seniorenakademie
Die Partnerorganisation der terzStiftung, die Seniorenakademie Berlingen, zeigt auf, wie die Zukunft gestaltet werden könnte. Der Ausstieg aus der Atomenergie ist beschlossen. Wie wird die Schweiz künftig ihre Energieversorgung sichern? Geplant ist eine möglichst umfassende Versorgung mit erneuerbaren Energien wie Windkraft, Biomasse, Wasserkraft, Sonnenenergie und Geothermie. So kann es nach Ansicht unserer Referenten aussehen:

3. April: Technologische Optionen für zukünftige Mobilität: Chancen und Herausforderungen, Dr. Stefan Hirschberg, Paul Scherrer Institut PSI, Villigen.
10. April: Wege in die neue Stromzukunft, Dr. Thomas Erb, Geschäftsleiter Elektrizitätswerke des Kantons Schaffhausen.
17. April: Energiestrategie 2050, Dr. Michael Kost, Bundesamt für Energie BFE, Bern.
24. April: Erneuerbare Energien und Energieeffizienz Gestern – Heute – Morgen. Chancen für die Schweizer Exportwirtschaft oder Technologieverlust nach Asien, Dr. Patrick Hofer-Noser, Präsident Cleantech Switzerland, Meyer-Burger Ltd., Gwatt.

Näheres siehe www.seniorenakademie.ch

1 Comment
  • Ilse Czamek
    Posted at 07:48h, 26 März Antworten

    Oh – eine Verlockung, endlich nach Berlingen zu pilgern! Doch über Energiefragen habe ich mich schon vor Jahren intensiv informiert. Habt Ihr bei der Earth-Hour mitgemacht??
    Gern hab‘ ich gelesen, dass jeweils ein Themen-Zyklus angeboten wird. Das hält mich nämlich in unserer Region von den Seniorenforen fern – es sind jeweils Streiflichter, über die ich genauso gut eine Stunde mit Wikipedia vor dem Laptop lernen kann. Auch ich finde es wichtig, dass man sich mit ungewohnten Themen auseinandersetzt, damit das Gehirn nicht ‚einrostet‘. An anderer Stelle habe ich schon festgehalten, dass aus meiner Erfahrung die aktiven Senioren zwar vielleicht früher das Zeitliche segnen, aber dafür hellwach; diejenigen, die wie in einem Raster leben, schonen zwar den Organismus, riskieren aber die Demenz. Aber auch hier ist die Gefahr der Überreizung gegeben! Jede/r finde ihr/sein eigenes Mass…

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