
09 März Altersarbeit verdient höhere Wertschätzung
Die Pflegeinitiative wurde mit überzeugendem Mehr vom Volk angenommen. Die Massnahmen sind auf die Ausbildung zentriert. Grund für die Politiker und die Führungskräfte in der ambulanten und stationären Altersarbeit, die Hände in den Schoss zu legen und auf eine baldige Besserung zu warten? Mitnichten. Wenn das Produkt nicht stimmt, können Millionen in die Werbung investiert werden, das Produkt wird nicht angenommen. Wir müssen dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen für die Beschäftigten verbessert werden. Dabei spielt auch das Branchenimage eine entscheidende Rolle. Hier sehen wir noch grossen Handlungsbedarf, damit die Altersarbeit endlich den gesellschaftlichen Stellenwert erhält, den sie verdient.
Wer aber hat das in den Händen? Zuerst einmal jede Institution an ihrer Stelle. Hier ist hauptsächlich die Öffentlichkeitsarbeit angesprochen. Hand aufs Herz, hier wird bis jetzt nichts, aber wirklich nichts für die Imageverbesserung getan. Man erbringt gute und zum Teil exzellente Arbeit, nur ausserhalb eines kleinen vertrauten Kreises weiss das niemand. Die medialen Meldungen gehen meist in eine negative Richtung. Es wird die Botschaft vermittelt, dass die Altersarbeit nur mit Stress, zu wenig Mitarbeitenden, möglicherweise schlechten Arbeitsbedingungen, unattraktivem Arbeitsklima und schlechter Entlöhnung zu verbinden ist. Ist das die motivierende Botschaft, die uns mehr junge Arbeitskräfte bringen wird, die geeignet ist, den drohenden Pflegenotstand zu umgehen? Hier sind wir alle, die sich für die Altersarbeit mitverantwortlich zeigen, in der Verantwortung. Daran wird auch die Initiative nichts verbessern können. Schon Jeremias Gotthelf hat gesagt, „Im Hause muss beginnen, was blühen soll im Vaterland“. Daran hat sich nichts, aber auch gar nichts geändert.
Auch muss die Frage gestellt werden, ob der Weg in Richtung Akademisierung der Pflegeberufe, besonders in der Altersarbeit, die Lösung gegen den Pflegenotstand ist. Wir bezweifeln das sehr. Die ambulante Alterspflege wäre ohne Unterstützung der Angehörigen und Nachbarn in vielen Fällen gar nicht möglich. Da müssen viele Verrichtungen durch ungeschulte Personen übernommen werden, die in einer Altersinstitution nur durch eine diplomierte Pflegefachfrau oder einen -mann ausgeführt werden darf. Was also im ambulanten Bereich notgedrungen akzeptiert und dankbar angenommen wird, ist plötzlich in einer stationären Einrichtung nicht mehr möglich. Wir sind für professionelle Alterspflege, doch angesichts der sich zuspitzenden Situation sollten wir nach intelligenten Lösungen suchen. Zum Beispiel waren früher die FASRK Pflegerinnen/Pfleger für die Altersinstitutionen ein Segen. Was spricht dagegen, diese oder eine ähnliche Pflegeberufsform wieder einzuführen? Die Behebung des Pflegenotstandes wird nur möglich sein, wenn wir die Rahmenbedingungen hinsichtlich Arbeitszeiten, Anforderungsprofilen, Weiterbildungen und Entlöhnung verbessern im Sinne von mehr Flexibilität. Dringend ist, dass das Image der Altersarbeit ganz generell und der Alterspflege im Besonderen durch uns alle positiv geprägt wird. Nur attraktive Berufe, die ein gutes gesellschaftliches Image haben erzeugen eine Sogwirkung für junge Nachwuchskräfte. Die Initiative allein wird es nicht bringen. Wir sind alle gefordert!
René Künzli, Präsident der terzStiftung
Daniel Tedaldi
Posted at 09:42h, 10 MärzSehr guter Bericht. Auch nicht ‚akademische‘ Ausbildung kann professionel erfolgen. Für die medizinische Versorgung ist natürlich akademische Ausbildung unabdingbar. Aber in der Betreuung geht es um soziale Kompetenz gepaart mit erforderlichem Wissen im Bereich wie man mit den zu betreuenden Menschen umgeht (Hygiene, allgemeine Körperhilfe inkl. Griffe etc.)
Herzliche Grüsse
Daniel