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Musterbriefe

Autorin: Annemarie Golser, Redaktion terzMagazin

Ich verschicke noch Karten. Zu Geburtstagen, an Weihnachten, zur Hochzeit,für Neuanfänge, einfach für alle besonderen Lebenslagen. Ich freue mich selber immer wieder über Post im Briefkasten und schmücke mit den zumeist hübschen Dekors während einiger Zeit meinen Wohnraum. Die Muttersprache meiner Freundin ist Französisch. Ich verstehe, warum sie sich das „Grosse Buch der Musterbriefe für eine erfolgreiche private und geschäftliche Korrespondenz“ angeschafft hat. Das erleichtert die Textfindung. Sie lebt schon viele Jahre in der Deutschschweiz und kann sich sehr gut in der Mundart ausdrücken. Dagegen macht ihr der schriftliche Verkehr Schwierigkeiten. Ich bemühe mich bei den Texten immer sehr um eine persönliche Note. Allzu sorglos sollte man mit den Vorlagen nicht umgehen. Sonst kann es passieren, dass man zur Geburt einer kleinen Tochter gratuliert, während der erste Stammhalter in der Wiege strampelt. Noch unglücklicher ist, was kürzlich im Bekanntenkreis passierte. Da stand in der Beileidsbezeugung, dass der Verblichene nun von seinen Altersbeschwerden erlöst wurde, während er noch jung an Jahren verunfallt ist.

Wenn eine solche Textverwechslung im privaten Bereich höchstens ein Schmunzeln auslöst, dürften die Folgen im Geschäftlichen gravierender sein. Etwa wenn dem eben entlassenen Angestellten zur Beförderung gratuliert wurde.

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